Was ist eigentlich Kokosfett? Warum sind Kokosmus, Kokoschips, Kokosblütenzucker und Co. so beliebt? Und warum schwören so viele auf die Heilkraft des tropischen Palmengewächses? Nun, zunächst einmal sollte man die Kokos- nicht mit der Ölpalme verwechseln. Ölpalmen stehen zurecht in der Kritik, da die industrielle Nutzung ähnlich wie der Sojaanbau unendlich viel Regenwald kostet. Ferner zählen Kokosnüsse nicht zu den Nüssen, sondern gehören zur Pflanzengattung der Steinfrüchte, wie Mandeln oder Pfirsiche auch. Wie lange Kokospalmen, die zwischen 100 und 120 Jahre alt werden können, Früchte tragen, hängt ganz vom jeweiligen Standort ab – im Durchschnitt etwa 15 bis 60 Jahre. Aus den Früchten der Kokos- und Ölpalmen wird bekanntlich Öl gewonnen wird. Palmöl ist eines der billigsten Öle. Deshalb wird es gerne von der Lebensmittelindustrie zur Herstellung von Convenience-Food genutzt. Im Gegensatz dazu ist Kokosöl wesentlich teurer in der Herstellung, dafür aber mit zahlreichen gesundheitsförderlichen Eigenschaften bestückt. Bis heute konnten folgende positive Eigenschaften belegt werden:

  • Verbesserung des Blutlipidprofils (Erhöhung des HDL-Cholesterins)
  • Reduktion des Risikos von Herzkreislauferkrankungen (Anti-Inflammation)
  • Direkte Versorgung des Gehirns mit Energie (Ketone statt Glukose)
  • Antibakterielle, antivirale und antifungale Effekte (Candida, Streptokokken, Helibakter pylori, Eppstein-Bar-Virus, Hepatitis, Influenza-Virus, HIV-Virus)
  • Verbesserung der Absorption von Mineralien und Vitaminen, sowie essentielle Aminosäuren und Fettsäuren

Trotz zahlreicher positiver Befunde ist die Studienlage noch widersprüchlich. Einer der führenden Experten Bruce Fife, Leiter des Coconut Research Center in Colorado, sieht die Ursache hierfür in fehlerhaften Studiendesigns. Viele Studien mit negativem Ergebnis hätten statt kaltgepresstem hydrogenisiertes Kokosöl verwendet. Bei der industriellen Härtung (Hydrogenisierung) entstehen Transfette, die nachweislich herz- und gesundheitsschädlich sind. In Dänemark wurde schon 2003 die Industrie in die Schranken verwiesen. Nahrungsmittel dürfen nicht mehr als 2% Transfette enthalten. Seither sinkt die Herzinfarktrate. Transfette finden sich vorzugsweise in Backfett, Keksen, Chips, Schokolade etc. Über das Problem von Studien mit gehärtetem Kokosöl hinaus, haben sich einige Studien zudem ausschließlich auf den Anstieg des Gesamtcholesterins fokussiert. Richtig ist, dass Kokosöl das Gesamtcholesterin erhöht. Allerdings steigert es auch das als hilfreich bekannte HDL-Cholesterin. Und ein hoher HDL-Wert ist kardioprotektiv, schützt und also vor Herz- und Hirninfarkt!

 

Abb. 1: Die Wirkung von Kokosöl gegen Candida albicans. Kokosöl wirkt besser als ein Probiotikum und fast so gut wie Chlorhexidin (ein Antiseptikum) oder Ketoconazole (ein Antimykotikum). Shino et al. 2016.

 

Die Königin unter den gesättigten Fettsäuren

In der Regel klassifiziert man Fettsäuren nach ihrer Sättigung. Die ungesättigten Fettsäuren gelten gemeinhin als gesünder, die gesättigten werden als weniger gesund eingestuft. Diese Aussage widerspricht natürlich der Theorie des Kokosöls als Quelle der Gesundheit, denn es besteht zu 92% aus gesättigten Fettsäuren. Nur 6% der Fettsäuren in Kokosöl sind ungesättigt und nur 1,6% sind mehrfach-ungesättigt. In einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich Kokosöl allerdings maßgeblich von anderen Fetten, nämlich in der Länge seiner Moleküle. Kokosöl gehört zu den sogenannten mittelkettigen Fettsäuren (MCFA´s). Sie sind kürzer als alle anderen Nahrungsfette, was Kokosöl so einzigartig macht. Denn die Länge entscheidet, wie eine Fettsäure in unserem Körper (besser gesagt in der Leber) verstoffwechselt wird. Sobald MCFA´s den Magen passieren und über die Darmbarriere in den Blutstrom aufgenommen werden, gelangen sie über die Portalvene direkt in die Leber. Der Vorteil: MCFA´s brauchen keine Verdauungsenzyme. Dadurch entlasten sie nicht nur die Bauchspeicheldrüse, sondern können ohne großen Verdauungsaufwand direkt absorbiert werden. Die Passagezeit ist wesentlich kürzer. Durch den direkten Weg zur Leber, tragen MCFA´s nicht zur Entwicklung von Arteriosklerose bei und werden nur in geringem Maße von Fettzellen aufgenommen. Kokosöl ist daher auch ein ideales Nahrungsmittel zur Gewichtsreduktion, da die typischen Zucker-Entzugserscheinungen verhindern kann.

Ketonkörper – Energiebooster für unser Gehirn

In der Leber werden die MCFA´s hauptsächlich in Form von Ketonen als Energiequelle für das Gehirn verarbeitet. Denn unsere Nervenzellen nutzen Ketone als alternative Energieträger, wenn Glukose in der Nahrung nicht verfügbar ist – ein Zustand, der in der freien Wildbahn eher die Regel als die Ausnahme ist. Da Kokosöl weder den Blutzucker- noch den Insulinspiegel wesentlich beeinflusst, sind Ketone aus Kokosöl wahre Energiebooster. Wer seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit über den gesamten Tag ohne Zwischentiefs aufrechterhalten will, sollte sich mit Kokosöl eindecken. Aus diesem Grund und aufgrund seiner leichten Verdaulichkeit ist Kokosöl auch für die Sporternährung ideal. Zudem: Ketone wirken antientzündlich und werden deshalb komplementärmedizinisch auch bei neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie und Multipler Sklerose eingesetzt. Antientzündlich wirken sie allerdings auch in Darm und Muskeln. Von daher sollten auch Sportler nach einem Wettkampf oder nach knallharten Trainingseinheiten Kokosöl zur Regeneration einnehmen.

Auch Harvard bestätigt Gesundheitseffekte von Kokosöl

Eine der weltweit renommiertesten Universitäten, die Harvard Medical School, hat MCFA´s genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Selbst große Mengen von bis zu 37% der täglichen Kalorienzufuhr können ausschließlich über Kokosöl konsumiert werden, ohne dass das „böse“ LDL oder der Gesamtcholesterinspiegel davon beeinflusst werden. Im Gegenteil konnte sogar zweifelsfrei belegt werden, dass das „hilfreiche“ HDL signifikant ansteigt. Laut Aussage der Forscher kann Kokosöl damit die Blutfette von Risikopatienten signifikant verbessern.

Trotz der eingangs erwähnten Widersprüche sprechen die positiven Eigenschaften von Kokosöl eine deutliche Sprache. Neben den hier erwähnten metabolischen Effekten deuten viele Studien auch auf positive immunologische Wirkungen hin. Vor allem bei Alzheimer scheinen mittelkettige Fettsäuren Wunder zu bewirken. Das Fett der Kokosnuss ist somit ein echter Allrounder gegen chronische Erkrankungen, gegen einen entgleisten Stoffwechsel und für höhere Leistungsfähigkeit. Wer sich selbst davon überzeugen möchte, sollte eine der unten aufgeführten Produkte in seine Ernährung integrieren. Kokosöl lässt sich bis zu 182° erhitzen und eignet sich deshalb auch hervorragend zum Braten.

 Produkte aus Kokospalmen:

  1. Kokoszucker: Wird aus dem Nektar der Kokosblüten gewonnen. Um es herzustellen wird der Nektar erhitzt, damit die Flüssigkeit verdampft. Übrig bleibt Kokosblütenzucker, der im Vergleich mit Haushaltzucker (Saccharose) einen sehr niedrigen glykämischen Index von 35 aufweist
  2. Kokoswasser: Wird aus der unreifen, grünen Kokosnuss gewonnen und inzwischen in vielen Supermärkten angeboten. Beliebt als leicht süßliche isotonische Flüssigkeit unter Sportlern.
  3. Kokosmus: Auch als Kokosbutter bezeichnet. Eignet sich ideal als Aufstrich oder als Snack zwischendurch.
  4. Kokosmilch: Wird durch Auspressung des weißen Fruchtfleisches reifer Kokosnüsse gewonnen. Ideal als Milchersatz.
  5. Kokosmehl: Lässt sich hervorragend als gluten- cholesterinfreies Mehl zum Backen und als Saucenbinder verwenden.
  6. Kokosöl: Das Universaltherapeutikum. Enthält Antioxidantien und wirkt antientzündlich im Darm, in den Muskeln und im Gehirn. Ideal auch für trockene Haut geeignet. Da es bis etwa 180° erhitzbar ist, optimal zum braten geeignet.

 


Quellen:

  1. Fife, B. (2013). Health properties of coconut oils. Agro FOOD Industry Hi Tech, 24, 3.
  2. Ulrike Gonder (2013). Das Beste aus der Kokosnuss. Systemed Verlag, Lünen.
  3. Seleem, D., Chen, E., Benso, B., Pardi, V., Murata, R. M. (2016). In vitro evaluation of antifungal activity of monolaurin against candida albicans biofilms. PeerJ, 4, e2148. 
  4. Shino, B., Peedikayil, F. C., Jaiprakash, S. R., Ahmed Bijapur, G., Kottayi, S., Jose, D. (2016). Comparison of antimicrobial activity of chlorhexidine, coconut oil, probiotics, and ketoconazole on candida albicans isolated in children with early childhood caries: An in vitro study. Scientifica (Cairo).